Grundlegendes zu RDA (Q8476)

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Grundlegendes zu RDA
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    Aussagen

    RDA-A-GRUND
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    Bei der Formalerschließung (auch "Katalogisierung") geht es darum, Ressourcen gemäß festgelegten Regeln nach äußerlichen, formalen Kriterien zu beschreiben und auffindbar zu machen. Formale Aspekte sind z. B. bei einem gedruckten Buch der Autor bzw. die Autorin, der Titel, der Verlag, das Erscheinungsdatum, der Umfang und die ISBN. Im Kontext der Formalerschließung werden nicht nur die Ressourcen selbst beschrieben, sondern auch andere Arten von Entitäten wie Personen und Körperschaften, die mit ihnen in Beziehung stehen (z.B. als Autor*innen, Übersetzer*innen oder herausgebende Organe).
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    Im Zuge der Formalerschließung sollen Ressourcen und andere benötigte Entitäten zum einen so beschrieben werden, dass man sie eindeutig identifizieren und von anderen, möglicherweise sehr ähnlichen Ressourcen bzw. Entitäten unterscheiden kann. Die Beschreibung soll dabei auch eine Art Abbild des jeweiligen Objekts bieten, anhand dessen man sich ein gutes und genaues Bild davon machen kann. Zum anderen ermöglicht es die Formalerschließung, Ressourcen bzw. andere Entitäten gemäß bestimmten formalen Aspekten zu finden bzw. zu selektieren.
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    In Regelwerken zur Formalerschließung wird festgelegt, welche Elemente es gibt, ob sie wiederholbar sind oder nicht und welchen Status sie haben - also ob sie verpflichtend zu erfassen sind, ob ihre Erfassung empfohlen oder völlig optional ist. Ebenso ist geregelt, wie die Elemente befüllt werden, wobei unterschiedliche Methoden in Frage kommen (z. B. einfaches Abschreiben, Anwenden einer bestimmten Erfassungssyntax, Auswahl aus einer Werteliste, Erfassen von Identifikatoren). Wichtig ist auch die Festlegung, welche Informationsquellen jeweils zu konsultieren sind und – wenn mehrere in Frage kommen können – in welcher Reihenfolge dies geschieht.
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    Die bei der Formalerschließung erfassten Informationen sind ein Beispiel für sogenannte Metadaten, also strukturierte Informationen über Informationsobjekte, die u. a. das Retrieval unterstützen.
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    RDA steht für "Resource Description and Access", d. h. Beschreibung von und Zugang zu Ressourcen. Der Kern von RDA besteht in einer umfangreichen Auflistung von Elementen (was als "Data dictionary" bezeichnet wird) mit zugehörigen Regelungen für deren Erfassung und z. T. Listen von normiertem Vokabular. Bei den Elementen wird zwischen Merkmalen und Beziehungen unterschieden (siehe <a href="Q8446">Allgemeines: Beziehungen</a>). Mit Hilfe der Vorgaben aus RDA können Katalogisierende Informationen über die in RDA definierten Entitäten erfassen. Mit diesen Metadaten werden die Entitäten beschrieben und auffindbar gemacht.
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    RDA wurde als Nachfolger der "Anglo-American Cataloguing Rules" in der 2. Auflage (AACR2) entwickelt und zuerst 2010 online im sogenannten "RDA Toolkit" veröffentlicht. Dieses wird heute als "Original RDA Toolkit" bezeichnet. Anders als AACR2 wurde RDA bewusst als internationaler Standard geplant. RDA wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und wird aktuell in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt angewendet. Mit dieser Internationalisierung war die Hoffnung verbunden, die internationale Zusammenarbeit und insbesondere den Austausch und die Nachnutzung von Katalogisaten über Landesgrenzen hinweg zu verbessern.
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    Ein weiterer Grund für die Entwicklung eines neuen Standards war, dass ältere Regelwerke wie die AACR2 oder die früher in Deutschland und Österreich angewendeten "Regeln für die alphabetische Katalogisierung an wissenschaftlichen Bibliotheken" (RAK-WB) noch aus der Zeit der Zettelkataloge stammten und für diese optimiert waren. Es war auch nicht immer einfach, moderne Typen von Ressourcen damit zu beschreiben; auch waren diese Regelwerke nicht auf die Bedürfnisse des Semantic Web ausgerichtet. Dessen Grundidee ist es, Daten im Internet so zur Verfügung zu stellen, dass auch Maschinen sie verstehen und automatisch weiterverarbeiten können.
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    RDA basierte zunächst auf dem theoretischen Modell der "Functional Requirements for Bibliographic Records" (FRBR). Mittlerweile wurden FRBR und die damit verwandten Modelle "Functional Requirements for Authority Records" (FRAD) und "Functional Requirements for Subject Authority Records" (FRSAD) harmonisiert und zu einem umfassenden "Library Reference Model" (LRM) weiterentwickelt.
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    Die Anpassung an das LRM war der Auslöser für eine erhebliche Umgestaltung von RDA im "RDA Toolkit Restructure and Redesign Project" (3R-Projekt) in den Jahren 2016 bis 2020. Die neue Fasssung wurde auf einer modernen Online-Plattform veröffentlicht, die nunmehr als das offizielle "RDA Toolkit" bezeichnet wird. Im Vergleich zum ursprünglichen Standard lässt die aktuelle Fassung den jeweiligen Anwendergemeinschaften erhebliche Freiheiten bei der konkreten Ausgestaltung ihrer Erschließungspraxis.
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    In Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen (teilweise auch der französischsprachigen) Schweiz wird RDA seit Ende 2015 angewendet. Die Basis dafür war zunächst das Original RDA Toolkit in deutscher Übersetzung, ergänzt durch deutschsprachige Anwendungsrichtlinien. Das 3R-Projekt sowie verschiedene weitere Entwicklungen führten zu einem Neuansatz. Deshalb wurde seit 2020 im Projekt "3R für DACH-Bibliotheken" an einem neuartigen Erschließungshandbuch gearbeitet, das 2023 unter dem Titel "RDA DACH" veröffentlicht wurde. RDA DACH stellt die aktuelle Katalogisierungspraxis in Deutschland, Österreich und Teilen der Schweiz dar. Dabei verbindet es Regelungen, die direkt aus dem Original RDA Toolkit oder dem offiziellen RDA Toolkit stammen, mit deutschsprachigen Anwendungsrichtlinien, die diese präzisieren und ergänzen. Die in RDA DACH dokumentierten Regelungen sind für allgemeine Bestände in Bibliotheken sowie für bestimmte Sonderbereiche (z. B. Alte Drucke, Bildmaterialien, Künstlerbücher) gedacht. Genauere Informationen zu RDA DACH finden Sie unter <a href="Q8469 ">Allgemeines: Einführung in RDA DACH</a>.
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    Das FRBR-Modell beschreibt die für die Nutzenden relevanten Entitäten mit ihren Merkmalen sowie die Beziehungen, die zwischen ihnen bestehen können. Besonders wichtig ist dabei die Unterscheidung der vier Ebenen Werk, Expression, Manifestation und Exemplar. Dabei ist das Werk eine abstrakte Entität, die durch eine oder mehrere Expressionen realisiert wird. Beispielsweise sind die französische Originalfassung eines Romans und ihre deutsche Übersetzung zwei unterschiedliche textuelle Expressionen desselben Werks. Liest jemand die deutsche Übersetzung vor (Hörbuch), so handelt es sich um eine weitere Expression. Manifestationen sind die physischen Verkörperungen von Expressionen. So sind etwa mehrere Ausgaben der französischen Originalfassung, die in unterschiedlichen Verlagen erscheinen, jeweils eigene Manifestationen. Ein Exemplar schließlich ist ein Einzelstück einer solchen Manifestation, z. B. ein konkretes Exemplar in einer Bibliothek. Für die Formalerschließung sind darüber hinaus die FRBR-Entitäten Person, Körperschaft und Familie relevant.
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    Im LRM ist zwar der Kern von FRBR erhalten geblieben, dennoch gab es merkliche Änderungen bei den Entitäten. Neu eingeführt wurde die Entität Akteur, die hierarchisch über Person und Gemeinschaftlicher Akteur steht (wobei im LRM sowohl Körperschaften als auch Familien unter die Entität Gemeinschaftlicher Akteur fallen). Weitere wichtige Neuerungen sind die Entitäten Geografikum und Zeitspanne. Ebenfalls eingeführt wurde eine separate Entität Nomen und eine übergreifende Entität Res. Diese spielen jedoch derzeit im Kontext der praktischen Erschließungsarbeit im DACH-Raum keine Rolle.
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    RDA übernimmt im Wesentlichen die Entitäten des LRM. An diesen orientiert sich auch die Struktur von RDA. Den Entitäten sind dabei jeweils verschiedene Elemente zugeordnet, mit denen ihre Merkmale und Beziehungen zu anderen Entitäten erfasst werden können.
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    Neben dem RDA Toolkit, das für Katalogisierende gedacht ist, gibt es die sogenannte <a href="https://www.rdaregistry.info/" target="_blank">RDA Registry</a>. Dabei handelt es sich um eine Aufbereitung der in RDA definierten Entitäten, Elemente und Wertelisten in einer maschinenlesbaren, für die Nutzung im Semantic Web geeigneten Form.
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    Wie bereits beschrieben, basiert RDA auf den konzeptionellen Modellen von FRBR und FRAD bzw. deren Nachfolger LRM. RDA ist außerdem weitgehend kompatibel zur International Standard Bibliographic Description (ISBD). Darüber hinaus existieren Mappings zu weiteren Standards wie MARC 21, BIBFRAME, Dublin Core und ONIX.
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    Mit RDA erfasste Metadaten sollen die folgenden Ziele erfüllen:
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    Sie sollen den <b>Bedürfnissen der Benutzenden</b> entsprechen, wie sie in den funktionalen Anforderungen definiert sind.
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    Sie sollen möglichst <b>kosteneffizient</b> erfasst werden.
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    Sie sollen <b>flexibel</b> in unterschiedlichen Systemen und Umgebungen verwendbar sein.
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    Sie sollen möglichst gut mit älteren, nach anderen Standards erfassten Metadaten zusammenspielen (<b>Kontinuität</b>).
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    Sie sollen den Anforderungen der jeweiligen Anwendergruppe entsprechen, aber dennoch auch über den deutschsprachigen Raum hinaus ausgetauscht werden können, soweit dies möglich ist (<b>Internationalität</b>).
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    Funktionale Anforderungen (Bedürfnisse der Benutzenden)
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    Die funktionalen Anforderungen an die mit RDA erfassten Metadaten orientieren sich an den fünf im LRM definierten grundlegenden Bedürfnissen der Benutzenden.
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    Die bei der Beschreibung einer Entität erfassten Metadaten sollen die Benutzenden in die Lage versetzen,
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    über entsprechende Suchkriterien die Beschreibung(en) von einer oder mehreren relevanten Entität(en) zu <b>finden</b>
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    eine bestimmte Entität zu <b>identifizieren</b>, d. h. zu verstehen, worum es sich bei einer gefundenen Entität handelt, ggf. sicherzustellen, dass es sich um die gesuchte Entität handelt, und zwischen mehreren ähnlichen Entitäten zu unterscheiden
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    eine bestimmte Entität <b>auszuwählen</b>, d. h. die Eignung der gefundenen Entität(en) festzustellen und sich ggf. zwischen mehreren Entitäten zu entscheiden
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    <b>Zugang</b> zu einer bestimmten Ressource zu <b>erhalten</b>
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    Entitäten anhand der zwischen ihnen bestehenden Beziehungen zu <b>entdecken</b> und die Zusammenhänge zwischen mehreren Entitäten zu verstehen
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    Für mit RDA erfasste Metadaten zur Beschreibung von Entitäten gelten die folgenden grundsätzlichen Prinzipien:
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    <b>Differenzierung</b>: Mit den Metadaten soll die beschriebene Entität von anderen, möglicherweise ähnlichen Entitäten unterschieden werden können.
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    <b>Vollständigkeit</b>: Die Metadaten sollen ausführlich genug sein, damit Benutzende anhand der Beschreibung eine geeignete Entität auswählen können.
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    <b>Beziehungen</b>: Die Metadaten sollen die wesentlichen Beziehungen zwischen der beschriebenen Entität und anderen Entitäten abbilden.
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    <b>Darstellung</b>: Die Metadaten sollen widerspiegeln, wie sich die Entität selbst darstellt (insbesondere wenn Informationen aus einer Ressource übertragen werden).
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    <b>Genauigkeit</b>: Die Metadaten sollen präzise und korrekt sein. Bei Bedarf sollen sie ergänzende Informationen liefern, um uneindeutige, unverständliche oder irreführende Darstellungen in Informationsquellen zu korrigieren bzw. zu erläutern.
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    <b>Allgemeiner Sprachgebrauch</b>: Dort wo Informationen nicht aus einer Ressource übertragen werden, sollen sie dem allgemeinen Gebrauch von Sprache und Schrift bei der katalogisierenden Stelle entsprechen.
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    <b>Einheitlichkeit</b>: Wo es erwünscht ist, soll mit entsprechenden Regelungen Einheitlichkeit bei den erfassten Metadaten gefördert werden.
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